Sapporo (dpa) – Mit dem ersten Weltcup-Sieg seiner Karriere hat Severin Freund den Sprung in die Weltspitze vollzogen und den deutschen Skispringern sechs Wochen vor der Weltmeisterschaft das heiß ersehnte Erfolgserlebnis beschert.
Der 22-Jährige aus Rastbüchl setzte sich mit Sprüngen von 124 und 129 Metern sensationell vor Vierschanzentourneesieger Thomas Morgenstern aus Österreich und dem Polen Adam Malysz durch. «Ich kann das kaum in Worte fassen. Es ist ein unglaublich schönes Gefühl», sagte Freund nach dem bisher größten Triumph seiner Laufbahn.
Fast vier Jahre mussten die DSV-Adler auf einen Erfolg im Weltcup warten. Zuletzt hatte Freunds Vereinskollege Michael Uhrmann am 28. Januar 2007 in Oberstdorf auf dem höchsten Treppchen gestanden. Der 32-Jährige komplettierte in Sapporo mit Platz fünf das glänzende Ergebnis für die deutsche Mannschaft. «Für Michael ist das ein toller Erfolg. Und für Severin habe ich mich sehr gefreut. Dieser Sieg hilft sowohl ihm persönlich als auch dem gesamten Team als Qualitätsmarke für die Zukunft», sagte Bundestrainer Werner Schuster der Nachrichtenagentur dpa.
Zur Halbzeit des von ständig wechselnden Windbedingungen beeinträchtigten Wettkampfes auf der WM-Schanze von 2007 hatte Freund noch auf Rang fünf gelegen. Im Finale behielt Deutschlands derzeitiger Top-Springer dann die Nerven, die er bei der Vierschanzentournee in den entscheidenden Situationen nicht im Griff gehabt hatte. «Natürlich versucht man immer anzugreifen. Aber mit dem Sieg habe ich überhaupt nicht gerechnet», meinte Freund.
Mit 249,6 Punkten verwies er Weltcup-Spitzenreiter Thomas Morgenstern um 1,2 Zähler auf Rang zwei. Dessen viertplatzierter Landsmann Andreas Kofler lag schon 19,6 Punkte zurück. «Ich habe immer gesagt, dass er das Potenzial hat, aber mental mitwachsen muss. Dieser Sieg wird ihm Kraft geben», sagte Schuster. Der Chefcoach hatte die Reise nach Japan nicht mitangetreten und den Wettbewerb am heimischen Fernseher verfolgt.
Freund war mit Platz sechs beim Auftaktspringen der Vierschanzentournee in Oberstdorf ins Rampenlicht gerückt, hatte die hohen Erwartungen danach aber nicht ganz erfüllen können. Dies holte der ruhige und zurückhaltende Bayer, der in seiner Freizeit gerne mal einen Tag auf dem Sofa verbringt und neben dem Sport Internationales Management an der FH Ansbach studiert, nun in Sapporo nach. «Er ist kein Überflieger, musste sich vieles erarbeiten. Im Moment ist er der Stärkste. Zuletzt hat er immer ein paar Meter liegenlassen, dieses Mal nicht. Mit dieser Qualität kann er definitiv auch bei den nächsten Wettkämpfen vorne mitspringen», sagte Schuster.
Routinier Uhrmann vergab mit 111 Metern im Finale einen möglichen Podestplatz, den er als Dritter nach dem ersten Versuch von 131 Metern im Visier hatte. Das beste Saisonergebnis sorgte bei dem Familienvater aus Rastbüchl dennoch für gute Laune: «Ich bin sehr zufrieden und froh darüber.» Für Pascal Bodmer, Stephan Hocke und Felix Schoft blieben die Plätze 20, 21 und 22. Richard Freitag wurde 24.